Pressemitteilung zum Wegfall der Wehrpflicht

Nachwuchsprobleme bei der Bundeswehr und Bundesfreiwilligendienst sind auch ein gesellschaftliches Problem

Seit dem 01.07.2011 ist die Wehrpflicht ausgesetzt und die Neuausrichtung der Bundeswehr geht weiter. Bei den Freiwilligenzahlen plant man aufgrund der geringen Nachfrage nach dem Freiwilligen Wehrdienst (FWD) jetzt mit einer Größenordnung von etwa 5.000 - auch wenn es in diesem Jahr dank der anfangs noch geltenden Wehrpflicht und doppelter Abiturjahrgänge derzeit sogar schon 14.000 sind. Nachwuchsgewinnung ist aber nicht nur ein Problem der Bundeswehr, denn schließlich ist ihre Tätigkeit im Rahmen der Sicherheitsvorsorge und Verteidigung in unser aller Interesse. Auch der Bundesfreiwilligendienst hat erhebliche Nachwuchssorgen. Wir sollten daher als Gesellschaft ein Klima schaffen, welches das Dienen mit mehr Anerkennung verbindet. Im Fall der Bundeswehr nimmt zusätzlich noch die Tendenz zu, die Streitkräfte aus der Öffentlichkeit verdrängen zu wollen, so dass es zunehmend schwieriger wird, Quantität als auch Qualität zu gewährleisten.


Auf dem Hessen-Tag, der Mitte Juni in Oberursel stattfand, war auf dem Ankündigungsplakat einer von Jugendorganisationen einiger Gewerkschaften (DGB, GEW, Verdi) und der Linken initiierten Protestveranstaltung „Kein Werben fürs Sterben“ das Bild von der Beisetzung eines im Auslandseinsatz gefallenen deutschen Soldaten abgedruckt. Diese Geschmacklosigkeit und Ehrverletzung ist nicht tragbar. Auch Münsteraner Vertretern einiger Gewerkschaften betrachten diese Art der Motivwahl als unglücklich und die ganze Aktion als „über das Ziel hinausgeschossen“ (Roland Engels, DGB Münster).

 

Darüber hinaus spricht sich Herr Engels ausdrücklich für die schulische Auseinandersetzung mit den Aufgaben der Bundeswehr und ihren Möglichkeiten als Arbeitgeber aus. Die IGBCE und ihr Vorsitzender für den Bezirk Münster-Bielefeld, Herr Ulrich Hampel, sind an dieser Stelle als besonders positives Beispiel zu nennen: Zwischen IGBCE und der Bundeswehr besteht in Münster seit vielen Jahren eine intensive Partnerschaft und ein reger Austausch - vor allem mit den Jugendoffizieren.

 

Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands, Herr Oberst Ulrich Kirsch geht zwar nicht davon aus, „dass die Bundeswehr über Nacht zur Unterschichten-Armee wird“, fordert aber dennoch von den politisch Verantwortlichen, „nicht zu versuchen, massenhaft junge Menschen aus sozialen Brennpunkten zur Bundeswehr zu locken“. Einem zu erwartenden schleichenden Qualitätsverlust der Truppe kann man allerdings nur entgegenwirken, wenn sowohl die Attraktivität des Dienstes in der vom Deutschen Bundeswehrverband vorgeschlagenen Weise als auch das Ansehen des Soldatenberufs sowie die Anerkennung in der Gesellschaft verbessert werden.

 

Dies erfordert eine positive Berichterstattung seitens der Medien und flächendeckende Regelungen zur Anerkennung durch Politik und Wirtschaft, wie z.B. der aus den USA bekannte Militärrabatt bei Hotels oder Autohäusern (in Münster bereits vereinzelt vorhanden).

 

Wichtig ist auch, dass der Austausch mit der Bevölkerung intensiver wird – denn gerade innerhalb der Jugendorganisationen von Gewerkschaften oder Parteien des linken Spektrums offenbaren sich starke Informationsdefizite und Vorurteile gegenüber der Bundeswehr, die sich im persönlichen Gespräch leicht ausräumen lassen. Die Vorverurteilung der Soldaten im Zusammenhang mit dem Tag der offenen Tür in Bad Reichenhall - auch durch Bundestagsabgeordnete – ist allerdings symptomatisch.

 

Für Soldaten in Deutschland gibt es keine Kultur der Anerkennung. Man will sie am liebsten gar nicht sehen und scheut vielerorts aus emotionalen und oft auch aus ideologischen Gründen die persönliche Auseinandersetzung. Innerhalb der CDU nehmen wir die Anliegen der Soldaten ernst und haben in Nordrhein-Westfalen ein weitverzweigtes Soldatennetzwerk eingerichtet, um den Belangen der Soldaten, Gehör zu verschaffen.

  

Marc Würfel-Elberg, Leiter Arbeitskreis Außen-, Sicherheitspolitik und Europa CDU Münster